geschrieben von: Christa Maria Bauermeister, Matthias Reisener
Seit 2016 ist die staatliche Secondary School in Karansi unsere Partnerschule, denn „unser“ Dorf Lekrimuni gehört mit vier anderen kleinen Dörfern zu ihrem Einzugsbereich. Das nordtansanische Dorf Karansi zwischen dem Kilimandscharo in nördlicher und dem Mont Meru in westlicher Richtung liegt einige hundert Meter höher als der Meeresspiegel. Für Europäer wird es da selten so heiß, dass der Kreislauf gegen die Hitze ankämpfen muss. Das hat auch zu seinem Namen geführt: Das Klima passte den deutschen Kolonisten vor gut hundert Jahren. Kranz, der Name eines deutschen Bauern in der Kolonialzeit, wurde zu dem Dorfnamen „Karansi“ – so freundlich übernimmt und verändert die Landessprache Swahili seine Herkunftswörter!
Heute – im Zuge der Klimaveränderung – ist es in dieser Region aber trockener und sicher auch etwas heißer, und die Herden der Massai, die in den kleinen Siedlungen rund um Karansi leben, finden immer schwerer ausreichend Futter. Da Tansania zu den ärmsten Ländern der Erde gehört und auch die staatlichen Schulen allen Kindern nach der Primary School, der siebenjährigen Pflichtzeit, Schulgeld abverlangen müssen, fällt es den meisten Eltern aus dem Einzugsgebiet sicher nicht leicht, das erforderliche Schulgeld für die Secondary School aufzubringen. Doch Bildung – diese Einstellung setzt sich sogar immer mehr bei den traditionellen Massai Familien in Lekrimuni durch – ist ein hohes Gut und lieber wird auch schon bei einigen Bewohnern von Lekrimuni an anderer Stelle geknapst, wenn nur dieser an sich nicht hohe Schulgelbetrag aufgebracht werden kann!
Die meisten Lehrer und Lehrerinnen an dieser Schule sind jung und hoch motiviert, für eine bessere Zukunft ihres Landes einzustehen. Entsprechende Leitsätze stehen bei vielen staatlichen Schulen in großen Lettern – handgemalt – auf den Einfassungsmauern neben dem Eingangstor zum Schulgelände: „Learning for a better future“. Der Schulleiter der Secondary Karansi, Said Ngagama, hat die soziale Situation der Familien seiner Schülerinnen und Schüler im Blick und ist bereit, viel Zeit und Eigeninitiative aufzubringen, um bessere Arbeitsbedingungen für seine Lehrer zu ermöglichen. Doch woher dafür das notwendige Geld nehmen? Die Privatschulen, häufig sind es Internate, haben da ganz andere Rahmenbedingungen! Und so verhält es sich auch in Karansi: Die private von den Holy Spirit Fathers als Internat geführte Kilasara Secondary School hat einen großen Computerraum mit etwa 25 Arbeitsplätzen. Ganz stolz wurde er uns bei einem Rundgang durch diese Schule gezeigt, mit der wir seit drei Jahren durch unsere beiden Patenkinder aus Lekrimuni verbunden sind. Sie wurden damals in dieses Internat aufgenommen, weil sie sich gegen eine frühe Verheiratung und die damit verbundene Beschneidung zur Wehr gesetzt hatten. Der arme tansanische Staat kann mit solchen Schulen, in denen sich die Kinder aus dem wohlhabenderen Bürgertum zusammenfinden, nicht mithalten.
Die Organisation Labdoo.org, ein weltweit agierender gemeinnütziger Verein, kennt diese Problematik, die in vielen Ländern des Globalen Südens anzutreffen ist. Die Grundidee besteht darin, in den Industrienationen des globalen Nordens etwas ältere, aber noch voll funktionsfähige PCs zu sammeln und sie mit Linux Lernprogrammen auszustatten. Die Lerninhalte reichen von Memory Übungen für die Playschool bis zu anspruchsvoller englischsprachiger Lektüre sowie entsprechenden Stunden und Lernaufgaben auch im naturwissenschaftlichen Bereich und in Mathematik in der Sekundarstufe. Bis zur Abschlussklasse der Secondary School sollen Lehrer und Schüler hier Sachinformationen und Aufgabenstellungen finden können. Um diese Idee umzusetzen, sucht Labdoo.org IT-Spenden, Flugpaten und Helfer, die diese Programme installieren können.
Da alle an der Tansania Fahrt 2017 Beteiligten bereit waren, die Rolle der Flugpaten zu übernehmen – denn der tansanische Zoll akzeptiert nur einen Labdoo PC pro Person – konnten wir der Karansi Secondary School insgesamt 19 PCs übergeben.
Und so ist es kein Wunder, welchen Jubel die Spende von 19 Labdoo Laptops ausgelöst hat. Schnell erfassten die vierzehn- bis sechzehnjährigen Mädchen und Jungen die Bedienung. Und der Schulleiter Said Ngagama rief spontan: „Für diese Laptops wird ein extra Computerraum gebaut! Und wir melden es gleich der Regierung, dass diese Schule nun Computer besitzt! Was für eine Chance, jetzt zu einer der besten Secondarys in ganz Tansania zu werden!“
Date it was last updated: 02/01/18